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Sport und Gesellschaft

Sportvereine zwischen Staat, Markt und privaten Haushalten

  1. Der Staat (erster Sektor)
    Das "staatliche Sportsystem" (z.B. als Rechts-, Kultur oder Sozialstaat) erzeugt öffentliche Güter (Daseinsvorsorge und -fürsorge). Die Staatsbürger haben gleiche Rechte und Pflichten, ihre Beziehungen zum Staat und untereinander sind durch Gesetz geordnet und geregelt (politisch-administrative Macht). Der Handlungsmodus des Staates ist das Recht. Der Sport (im weitesten Sinne) ist als Staatszielbestimmung z.B. in die nordrhein-westfälische Verfassung aufgenommen worden (1992) und damit eine Staatsaufgabe geworden. Die typische Organisation dieses Systems ist die Schule. Als Sportunterricht ist Sport ein Fach im öffentlichen Schulwesen und damit Teil der öffentlichen Verwaltung und deren Handlungslogik. Sport als Sportunterricht ist ein Teil des Pflichtkanons und schreibt damit ein gewisses Rollenverhalten der Akteure, der Schülerinnen und Schüler sowie der Lehrerinnen und Lehrer vor.
  2. Der Markt (zweiter Sektor)
    Das "kommerzielle Sportsystem" erzeugt private Güter nach dem Muster von Angebot und Nachfrage und wird, vermittelt durch das Medium Geld, gesteuert durch die individuellen egoistischen Interessen von Produzenten und Konsumenten. Der Handlungsmodus des Marktes ist der Gewinn. Die Beziehungen der Akteure untereinander sind ungleich und durch Kontrakte und Geld geprägt (ökonomische Macht). Auch der Sport ist ein Teil dieses Marktsystems. Die Sportartenbewegung wird zu einer Ware, die marktfähig ist. Diese Ware wird vermarktet und konsumiert als Teil der Unterhaltungsbranche bzw. Eventkultur. Nur wenige Sportarten sind marktfähig. Der Profifußball ist eine der wenigen Sportarten mit denen Geld verdient werden kann. Marktfähig sind auch jene körpergebundenen Bewegungen, die als Sport im weitesten Sinne verstanden werden und von auf Profit ausgerichteten Organisationen angeboten werden mit einem Gesundheits-, Fitness oder Wellness Versprechen. Eine typische Organisation dieses Angebotsegmentes ist das Fitness-Studio. Exemplarisch kann man aber auch am Beispiel der Fußballbundesligaclubs zeigen, dass diese Organisationen, die durchaus nach der Marktlogik agieren, häufig hybride Organisationen sind, d.h. Organisationen mit den Merkmalen der Non-Profit Organisationen und Merkmalen der kommerziellen Eventanbieter.
  3. Die privaten Haushalte
    Das "private Sportsystem" (Familie/informelle Sphäre) erzeugt personelle Güter (z.B. Liebe, Vertrauen, Erziehung, Zusammenhalt). Die Beziehungen der Akteure sind durch Gefühle, Nähe, nicht materielle Motive u. ä. geprägt. Der Handlungsmodus der privaten Haushalte ist die Zugehörigkeit untereinander. Bewegung, Spiel und Sport ist für viele ein Bestandteil der privaten Lebensführung und Selbstorganisation. Das Kicken mit der Familie, Freunden, Nachbarn oder Kollegen nach situationsangemessenen Regeln ist ein typisches Phänomen des privaten Sportsystems.
  4. Die Non-Profit Organisationen (dritter Sektor)
    Die Non Profit Organisationen erzeugen kollektive Güter im Rahmen gemeinsamer Orientierungen und durch die freiwilligen unentgeltlichen Leistungen von Mitgliedern. Die Organisationen beruhen auf dem freiwilligen Zusammenschluss von Personen. Zu diesen gehören die Sportvereine und Sportverbände.

Für jedes einzelne Leistungssystem gibt es bestimmte Kernaufgaben bzw. spezifische Funktionen, aber es gibt auch eine Reihe von Aufgaben und Funktionen, die zwischen den Teilsystemen wandern oder solche, die von einzelnen oder von allen gleichzeitig wahrgenommen werden.

Gegenwärtig lässt sich unter der Diskussion um den sozialen Staat beobachten, dass das System "Staat" Aufgaben einschränkt und dieses an das System "Markt" oder auch an das System "private Haushalte" abgibt.

Es lassen sich gegenwärtig aber auch umgekehrte Bewegungen beobachten.
So war die Kleinkinderbetreuung (in der alten Bundesrepublik Deutschland) eine typische Aufgabe des Systems "private Haushalte", während es nunmehr Tendenzen gibt sie an die Systeme "Staat", "Markt" und auch "Non Profit Organisationen" abzugeben.

Informationen zum Mitnehmen

Hier finden Sie Broschüren, Infopapiere und andere Informationen.

Wie funktioniert die Sportförderung in Deutschland?

Eine kleine Link-Übersicht für Sportinteressierte